Empathische Bildung für eine sichere Welt

Wie würde eine Welt aussehen, in der Jungen, Mädchen und alle Gender so aufwachsen, dass sie die Grenzen und Bedürfnisse anderer erkennen und respektieren können? Was braucht es dazu? Welche Art von Pädagogik ist notwendig?

Wenn wir gleich viel Energie darauf verwenden würden, Jungs beizubringen, wie man empathisch und respektvoll mit anderen umgeht, wie wir darauf verwenden, Mädchen das Fürchten und Wehren zu lehren, wäre die Welt eine andere.

Wir stecken nicht nur in einer Klimakrise. Auch Gewalt gegen Frauen und Kinder ist eine globale Krise. Das Patriarchat schädigt nicht nur die Überlebenden, sondern auch die Täter*innen. Jene, die aus Mangel an Empathie und Selbstbewusstsein unterdrücken und misshandeln.

Zunehmend denke ich, der Fokus könnte sich verlagern.

Viele Frauen in unseren Breiten sind extrem stark, auch gut vernetzt und wehrhaft. Die Herausforderung ist, wie man die andere Hälfte der Bevölkerung dazu bringt, Verständnis zu entwickeln. In meinen Gesprächen mit Männern – meist weiße Cis-Männer – wird mir oft bewusst, dass sich diese nicht oder nur oberflächlich mit Themen wie Grenzverletzung, Übergriffigkeit, Diskriminierung oder Alltagssexismus auseinandersetzen. Sie müssen es einfach nicht tun – die Welt in der wir leben spielt nach Regeln, die sie in einer bequemen Position verharren lassen. Es ermüdet mich, dass wir immer noch Kämpfe führen müssen, die unsere Vorkämpferinnen bereits vor 50 Jahren hatten. Und es macht mich wütend.

Jungs wachsen in diese Welt hinein und übernehmen nicht nur Handlungsweisen, sondern auch blinde Flecken.

Ich möchte darüber diskutieren wie empathische „Erziehung“ aussehen kann, die die Sensibilität für Grenzen anderer fördert. Wie führt man mit jungen Kindern Gespräche darüber, andere zu respektieren, selber „nein“ oder „ja“ zu sagen und zu meinen, ehrlich zu kommunizieren und zuzuhören.

Es ist in unserem Alltag präsent und üblich, Berichte von Menschen, denen Übergriffe widerfahren sind, anzuzweifeln, herunter zu spielen, zu entwerten. Aber woher kommt dieses Denken? Die „Fairness für beide Seiten“ gilt ja auch nicht für Überlebende von Übergriffen. „Falsche Beschuldigungen“ sind wesentlich seltener als nicht verfolgte oder verschwiegene Übergriffe. Welche Überzeugungen führen dazu, immer zuerst ein Fragezeichen im Kopf zu haben und zu denken „Naja, aber vielleicht…“ Wir schützen und ermöglichen Täterschaft noch immer. Die Erklärungsnot liegt noch immer bei den Überlebenden.

Kinder, die aufwachsen in einem Umfeld, das ihnen zuhört, sie ernst nimmt und ihre Grenzen respektiert, egal welchen Geschlechts, werden nie die Notwendigkeit verspüren, andere klein zu machen oder ihre Erfahrungen zu minimalisieren. Denn sie haben echtes Selbstvertrauen.

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