Was heißt bedingungslose Liebe? Wer von uns kennt sie? Und wenn wir sie nicht kennen, wie geben wir sie dann? Können wir uns selbst bedingungslos lieben? Müssen und sollen wir Kinder bedingungslos lieben?
Menschenskind, wo nur anfangen? Ich will vermutlich noch 43 Newsletter über dieses Thema schreiben, aber: die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.
Zuerst: Ich selbst. Wann begegne ich mir selbst hart, kritisch, ungerecht, herabwürdigend? Wie lauten die Gedanken, die mir sagen, ich bin unwert, habe Liebe nicht verdient, bekomme eh nichts richtig hin, kann ja gar nichts wirklich, ist ja typisch, dass mir das passiert, und so weiter und so fort.
Als ich begann, auf meinen inneren Monolog zu hören, war ich erst schockiert und dann erleichtert: So viele Dinge in meinem Leben erklärten sich plötzlich von selbst. Und: Der innere Monolog ist veränderbar.
Man übt sich darin, die Gedanken zu erwischen, bevor sie Schaden anrichten.
Die Gedanken sind am Anfang wie glitschige Fische, man kriegt sie kaum zu fassen und dann sind sie schon wieder weg, hinterlassen einen schalen Geschmack und machen dich etwas traurig. Oder wütend. Mit der Zeit werden die zerstörerischen Gedanken träger, lassen sich einfangen wie Schildkröten – sind dabei aber ebenso bissig. Man kann sie betrachten und eruieren, wo sie herkamen und sie in einer anderen Richtung wieder auf die Erde setzen. Irgendwann erwischt man sich dabei wie man etwas ungeschicktes tut oder etwas vermasselt und denkt: Ach, das war jetzt aber unglücklich. Nix schlimmes passiert.

Man muss die Fische erwischen und dann verändern.
Whaaat? Auf einmal bin ich nett zu mir? Das ist ja der Wahnsinn. Meine ganze Welt hat sich dadurch geändert. Natürlich war es ein Weg vom Fisch zur Schildkröte, aber jede*r kann diesen Weg gehen.
Ich musste diesen Weg gehen, weil mir niemand beigebracht hat, wie ich nett mit mir selbst sprechen kann. Mir wurde beigebracht, je kritischer ich mit mir selbst bin, desto weniger können mich andere klein machen (weil ich schon klein bin). Das wird leider immer noch vielen Kindern beigebracht.
Woher kommt der innere Monolog?
Diese Sätze und Gedanken sind verinnerlichte Botschaften, die wir in unserer Kindheit und Jugend, oder auch in traumatischen Erwachsenenbeziehungen gehört haben. Diese können, müssen aber nicht, explizit ausgesprochen werden. Haltungen, Stimmungen und Körpersprache werden von den feinen Antennen der Kinder viel stärker wahrgenommen als wir es für möglich halten. Daher ist es das Um und Auf und Hindurch, bei sich selbst anzufangen. Der Umgang mit Missgeschicken und Fehlern muss sich zuerst bei uns selbst ändern. Dann werden wir von selbst großzügiger mit den Fehlern anderer. Wunderbar, oder?